“Eine Generation, die die Geschichte ignoriert, hat keine Vergangenheit – und keine Zukunft!”
Robert A. Heinlein, amerikanischer Schriftsteller, 1907–1988
“Aus der Geschichte der Völker können wir lernen, dass die Völker aus der Geschichte nichts gelernt haben.”
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, deutscher Philosoph, 1770–1831
“Das Studium der Geschichte verleiht zwar keine Prophetengabe, verschafft jedoch die Möglichkeit zur Berechnung von Wahrscheinlichkeiten.”
John Steinbeck, amerik. Schriftsteller, 1902–1968
“Der schönste, reichste, beste und wahrste Roman, den ich je gelesen habe, ist die Geschichte.”
Jean Paul, deutscher Dichter, 1763–1825
“Die Historiker sind so etwas wie die Schminkmeister des großen Welttheaters.”
John James Osborne, engl. Dramatiker, 1929–1994
“Geschichte wiederholt sichnicht, aber sie wiederholt ihre Lehren.”
Richard von Weizsäcker, deutscher Politiker, Bundespräsident von 1984–1994
“An die Geschichte verweise ich euch. Forscht in ihrem belehrenden Zusammenhang nach ähnlichen Zeitpunkten und lernt den Zauberstab der Analogie gebrauchen.”
Novalis, deutscher Dichter, 1772–1801
Weitere Zitate von mehr oder weniger berühmten Persönlichkeiten gibt es viele und man könnte sie hier beliebig fortsetzen. Bei aller Unterschiedlichkeit der Aussagen über die Geschichte fällt doch auf, welch ungeheure Bedeutung es in der Geschichte der Menschheit offenbar immer hatte, sich mit Geschichte auseinander zu setzen. Die Beurteilung fällt mal sehr pessimistisch, mal aber auch sehr hoffnungsvoll aus. Das letzte Zitat des römischen Geschichtsschreibers Livius hat in 2000 Jahren Geschichte wohl kaum etwas an Aktualität und Wahrheitsgehalt eingebüßt.
Zwischen “schönen Sachen” und “niederträchtigen Dingen” unterscheiden lernen, um danach das Schlechte zu meiden, gelingt der Menschheit leider bis zum heutigen Tag nicht.
Wie will man jungen Menschen die Weltgeschichte erklären? Damit steht der Geschichts- und Politikunterricht in der Schule vor einer großen Aufgabe.
Um komplexe Zusammenhänge und Probleme weltpolitischer und nationaler Art erkennen zu können, ist ein umfangreiches Wissen notwendig, erst dann lässt sich ein fundiertes Urteil artikulieren. Die Zielsetzung der Unterrichtsfächer Geschichte und Politikwissenschaft darf aber nicht nur die Vermittlung von Wissen sein, sondern muss auch die kritische Urteilsbildung als notwendige Voraussetzung politischer Handlungsfähigkeit lehren. Allerdings sind Selbstbewusstsein und Kritikfähigkeit nicht etwa Tugenden, die man einmal erlernt und dann zeitlebens besitzt, sondern sie unterliegen einem fortwährenden Entwicklungsprozess, an dem ständig weiter gearbeitet werden muss. Der schulische Unterricht sollte dafür das Fundament liefern.
Menschlich-soziale Sachverhalte lassen sich nicht wie “Dinge” behandeln; deswegen bleiben diese Unterrichtsfächer in weiten Bereichen auf “hermeneutische” (Sinn erschließende) Verfahrensweisen angewiesen. Deren Anwendung erfordert keineswegs weniger geistige Disziplin als die der empirischen Methoden. Dies stellt allerdings auch gleichermaßen hohe Anforderungen an Schüler und Lehrer, nämlich fruchtbare Fragestellungen, Erklärungsmuster und Urteilsmaßstäbe zu erarbeiten.
Die Unterrichtsfächer des gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeldes tragen somit in besonderer Weise Verantwortung, jungen Menschen zur Mündigkeit und Reife zu verhelfen. Dem Menschen sind die Tugenden der Kritik- und Konfliktfähigkeit nun mal nicht angeboren, sondern müssen erlernt und eingeübt werden.
Ebenso muss – um die Worte des Livius zu gebrauchen – der Mensch lernen, die “schönen Sachen” von den “niederträchtigen Dingen” zu unterscheiden. So sollten wir versuchen der Erkenntnis Richard von Weizsäckers und dem Aufruf des Novalis zu folgen:
In der Sekundarstufe I werden die Fächer Geschichte und Politische Bildung, in der Sekundarstufe II Geschichte und Politikwissenschaft unterrichtet.
In den Klassenstufen 5 und 6 werden geschichtliche, politische und erdkundliche Themen gemeinsam in dem fächerübergreifend angelegten Fach „Gesellschaftswissenschaften“ unterrichtet. Zudem werden in jedem Schuljahr zwei dreitägige Projekte im Rahmen der Forschertage angeboten.
In den Klassenstufen 7 bis 10 werden die einzelnen Fächer dann wieder getrennt unterrichtet, neu hinzu kommt das Fach Ethik. Die Fächer Erdkunde und Politische Bildung werden mit einer Stunde pro Woche, die Fächer Geschichte und Ethik durchschnittlich 1,5 Stunden je Woche angeboten. Weiterhin besteht die Möglichkeit, in Klassenstufe 10 das Wahlfach „Politics“ zu wählen, in dem politische Themen in englischer Sprache erarbeitet, diskutiert und präsentiert werden. Weitere politische und geschichtliche Projekte werden im Rahmen der erstmalig im Schuljahr 2022/23 stattfindenden Expertentage stattfinden.
In der Kursoberstufe gibt es Grundkurse (dreistündig) und Leistungskurse (fünfstündig) in den Fächern Geschichte und Politikwissenschaft. Unabhängig davon, welche Fächerkombination ein Schüler im gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeld wählt: die beiden Semester Geschichte zu den Themen „Weimar / Nationalsozialismus“ sowie „Deutschland nach 1945“ müssen belegt werden. Geplant ist die feste Verankerung des Besuchs der Gedenkstätten Buchenwald oder Ausschwitz im Rahmen einer Fahrt ab dem Schuljahr 2023/24.